Das Büro lebt. Warum das Homeoffice nicht die Zukunft ist

Publiziert am 18. Februar 2021 von Alltec Bürokonzept

Die Planungszeichnung von Febrü zeigt eine offen gestaltete Bürofläche, die Raum für Konzentration, Kommunikation und Regenration bietet.

Bald schon werden wieder alle im Büro arbeiten können. Wie nachhaltig werden die Homeoffice-Erfahrungen die Arbeitswelt und das Verhältnis zum Büro prägen? Ein Ausblick auf das Büro nach Corona und eine hybride Arbeitswelt. 

Manche Ereignisse führen zu rasanten Veränderungen in der Gesellschaft. Die Pandemie ist ein solches Ereignis. Ein Jahr ist es her, dass hunderttausende ArbeitnehmerInnen binnen weniger Tage vom Büro ins Homeoffice wechselten. In vielen Unternehmen bis dahin ein absolutes Novum. Inzwischen spüren selbst die euphorischen HeimarbeiterInnen die Nachteile, der permanenten Arbeit von zu Hause. Auf lange Sicht meschugge würden er und seine KollegInnen im Homeoffice, vermutete Anfang des Jahres ein Bekannter, der noch kurz zuvor die Vorteile gepriesen hatte und das Arrangement verstetigen wollte. 

Das Homeoffice funktioniert …

Zahlreiche Studien zu dem Thema zeichnen ein differenziertes Bild. Viele ArbeitnehmerInnen schätzen die räumlich und zeitliche Flexibilität, die das Homeoffice ermöglicht. Wegfallende Fahrzeiten, die Möglichkeit selbstbestimmter zu arbeiten, das Gefühl, konzentrierter Arbeiten und schneller Entscheidungen treffen zu können, gehören zu den Vorteilen. Auch viele Unternehmen haben während der Pandemie positive Erfahrungen gemacht. Sie haben engagierte MitarbeiterInnen erlebt, die ihre private Hardware nutzen, neben der Arbeit die Kinderbetreuung wuppen und auch über die räumliche Entfernung dank digitaler Meetings und technischer Lösungen gut mit den KollegInnen zusammen arbeiten. 

… und hat in Permanenz negative Folgen. Darum ist das Homeoffice nicht die Zukunft

Wie viel im Homeoffice auf der Strecke bleibt, das spürt nicht nur der erwähnte Bekannte. Durch die oftmals unzureichende Ausstattung der Homeoffice-Arbeitsplätze leiden mehr ArbeitnehmerInnen unter Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen sowie überstrapazierten Augen. Viele Wohnungen sind fürs Homeoffice nicht ausgelegt. Separate Arbeitsräume sind rar, 34 % der HeimarbeiterInnen arbeiten am Küchentisch oder am Esstisch im Wohnzimmer. Mobiliar wie einen Büroarbeitsstuhl haben sich laut einer Umfrage von Fellowes die ArbeitnehmerInnen bisher häufig selbst beschafft.  71 % der Befragten aus sieben europäischen Ländern haben eigenständig in die Ausstattung investiert.

Die gesundheitlichen Nachteile des permanenten Homeoffice sind gravierend. Viele ArbeitnehmerInnen leiden unter Stress, 34 % fühlen sich isoliert und einsam. Die letzten zwölf Monate haben die klassische Rollenverteilung von Mann und Frau verstärkt. Um die Kinder, Homeschooling und das Mittagessen kümmern sich häufiger die Frauen. Im Homeoffice arbeiten viele zudem vermehrt außerhalb der geregelten Arbeitszeiten. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Wie nachteilig sich das Homeoffice auf die psychische Gesundheit auswirken kann, hat das wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) bereits vor Corona festgestellt. 42 % der damals befragten HeimarbeiterInnen dachten auch außerhalb der Arbeit über Schwierigkeiten und Probleme im Beruf nach. 73,4 % berichteten von Erschöpfung, 67,5 % erlebten sich als nervös und schnell gereizt. Den KollegInnen, die konsequent im Büro arbeiteten, ging es deutlich seltener so.

All dies wirkt sich negativ auf die Gesundheit, Produktivität, Kreativität, Motivation und Bindung der ArbeitnehmerInnen aus. Das Homeoffice in Permanenz hat negative Seiten – auch für Unternehmen.

In Sicht: Eine hybride Arbeitswelt

Zu Beginn der Pandemie wurde gemutmaßt, die positiven Homeoffice-Erfahrungen könnten dazu führen, dass sich viele Unternehmen verschlanken und ihre Büroflächen verkleinern. Einer aktuellen Umfrage zufolge plant im Januar 2021 jedoch nur jede 17. Firma, ihre Flächen zu verkleinern. Es sieht so aus, dass vielen Unternehmen die Bedeutung des Büros durchaus bewusst ist. Auf Seiten der ArbeitnehmerInnen (88%) spricht sich eine Mehrheit für das Homeoffice aus, hat es dabei jedoch vor allem als Option im Blick. Schon ein Tag in der Woche würde mehr als der Hälfte aller Befragten der Fellowes-Umfrage genügen. 

Nachdem die Pandemie viele Veränderungen und die Digitalisierung in Unternehmen beschleunigt hat, in welche Richtung wird sich nun das Büro verändern? 

Kommunikation und Regeneration: Sofas in Kombination mit Raumtrennungselementen und Cafétische fördern lockeren Austausch in Unternehmen © Haworth
Kommunikation und Regeneration: Sofas in Kombination mit Raumtrennungselementen und Cafétische fördern lockeren Austausch in Unternehmen © Haworth

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO kommt in der Untersuchung Homeoffice Experience vom Herbst 2020 zu dem Schluss, dass die ArbeitnehmerInnen in Zukunft die Entscheidung für oder gegen einen Bürotag bewusst fällen werden. Sie werden öfter das vermutete Ergebnis und den Aufwand abwägen. Wann lohnt sich das Büro? Vor allem Raum für konzentriertes Arbeiten sowie für Austausch und Teamarbeit verortet das Fraunhofer IAO im Büro. Die Möglichkeit, im Büro konzentriert arbeiten zu können, bleibt unter anderem wichtig, weil manche Wohnung oder private Situation die Arbeit aus dem Homeoffice erschwert. Dass das Büro gerade für Austausch, Vernetzung, den Informationsfluss und die Kreativität eine große Rolle spielt, unterstreichen die Erfahrungen aus der Zeit der Pandemie. Die Zukunft der Arbeitswelt ist nicht digital, sie ist hybrid.

Das Büro nach Corona

„Wir begleiten seit vielen Jahren Unternehmen im Wandel und verstehen das Büro schon seit längerem als einen Ort des Lernens und der Kommunikation“, sagt Petra Wirth, die Inhaberin von ALLTEC Bürokonzept. „Entsprechend planen wir die Büroflächen und schaffen Zonen für Konzentration, Kooperation und Regeneration. Dieser Trend in den Bürokonzepten wird sich verstärken“, ergänzt sie.

Mit dem Homeoffice als Option werden nicht mehr alle MitarbeiterInnen zeitgleich im Unternehmen sein. Das Post-Corona-Büro wird sich vom persönlichen Arbeitsplatz verabschieden. Desk-Sharing verbunden mit Buchungssystemen wird sich in vielen Unternehmen durchsetzen. Auf der gewonnen Fläche entstehen zusätzliche Räume für Projektarbeit und Besprechungen sowie Flächen für offene, lockere Arbeitssettings. „In diese Bürobereiche zieht ein Hauch Caféatmosphäre ein“, sagt Petra Wirth über jene Zonen, die Begegnung und Austausch fördern sollen. Dadurch steigen im Büro in Zukunft auch die Ansprüche an Akustik und das Klima. „Systemergonomie ist ein Schwerpunkt in unserer Arbeit, er wird noch wichtiger werden“, sagt Petra Wirth.

Anregende Projekträume: In einer hybriden Arbeitswelt bieten Büros mehr Raum für Besprechungen und Projektarbeit im Team © Haworth
Anregende Projekträume: In einer hybriden Arbeitswelt bieten Büros mehr Raum für Besprechungen und Projektarbeit im Team © Haworth
Caféatmosphäre im Büro © Haworth
Caféatmosphäre im Büro © Haworth

In den Veränderungen liegen für die Unternehmen einige Chancen. Abteilungen müssen nicht mehr an Etagen oder Gebäudebereiche gebunden werden. Bisher räumlich und fachlich getrennte Bereiche in Unternehmen können sich durch die neue Nutzung der Fläche annähern, mischen und besser austauschen. Silodenken wird aufgebrochen. Eine hybride Arbeitswelt eröffnet auch im Recruiting neue Möglichkeiten. Fachkräfte und Talente, die in anderen Städten wohnen und für den Job nicht ihren Lebensmittelpunkt aufgeben möchten, können als MitarbeiterInnen leichter gewonnen werden. 

Das Büro wird helfen, die Herausforderungen von Unternehmen zu meisten

Die zwei Arbeitsmodelle, Homeoffice und Büro, zu vereinen und ihre Vorteile zu nutzen, wird eine Herausforderung. Neue Verantwortungen kommen auf die Unternehmen und die MitarbeiterInnen zu. In Zukunft werden sich Unternehmen stärker als bisher um die Hardware, technischen Support oder ergonomisches Mobiliar fürs Homeoffice kümmern müssen. Damit der neue Mix und die digitale Transformation langfristig gelingen, wird Arbeit neu gedacht werden. Ein Zurück zum alten Normal wird es nicht geben. Viele Lern- und Experimentierfelder liegen vor den Menschen und Unternehmen: von der Unternehmenskultur über die Nutzung richtiger Tools und digitaler Kenntnisse bis zum Geschäftsmodell.

Das Büro ist von jeher mehr als ein Ort zum Arbeiten. Es ist ein sozialer Ort und ein Ort der Innovation. Das Büro wird die Herausforderungen nicht nur überleben, es wird helfen, die Aufgaben der Zukunft zu meistern.

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3 Kommentare zu “Das Büro lebt. Warum das Homeoffice nicht die Zukunft ist

  1. Ich finde es sehr sinnvoll, auch in Home-Office Zeiten im besten Falle ein Büro zu mieten. Dadurch fällt es einem leichter, die Arbeit vom Privaten zu trennen und meiner Meinung nach kann man sich auch besser auf die Arbeit konzentrieren. Falls die nächste Pandemie-Welle ansteht, werde ich versuchen, dies umzusetzen.

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